BizOps als Brückenbauer zwischen Business und IT

BizOps bildet eine immer solidere Brücke zwischen IT und Business.

BizOps bildet eine immer solidere Brücke zwischen IT und Business. Es koppelt die IT an die angestrebten Business-Ziele (Business-Outcome). Die IT wird deshalb nicht mehr nur an ihrem Output – zum Beispiel Menge und Kosten pro Transaktion – gemessen. Sie wird an ihrem direkten Beitrag zum Erreichen der Geschäftsziele überprüft. Das heißt zum Beispiel, wenn sich ein Unternehmen vornimmt, seinen E-Commerce-Umsatz binnen 24 Monaten zu verdoppeln, muss die IT entsprechende Infrastruktur und Services planen, bereitstellen und so betreiben, dass sie diesen Business-Outcome ermöglicht. So wird ihr Erfolg direkt an den Geschäftserfolg bzw. Erreichen der Business-Ergebnisse gekoppelt. Das wiederum bedeutet ein anderes Operating Model, sehr viel kooperativere Arbeitsweisen und auch andere Monitoring Methoden.

Was für Einzelziele gilt, gilt auch für Unternehmensziele. Plant ein Unternehmen, sein Geschäftsmodell zu transformieren, wird die IT daran gemessen, wie sie diese Transformation unterstützt.

IT wird zum Partner und Guide

BizOps verändert also die Kultur und das Selbstverständnis der IT. War sie bis dato Dienstleister des Business, der die ihm übertragenen Aufgaben möglichst effektiv in technische Systeme und Abläufe umgesetzt hat, wird sie Partner und teilweise auch Guide des Business, der die richtigen Technologien findet und einsetzt, um klar umrissene Business-Ziele zu erreichen. „Früher hat sich die IT verhalten wie ein Mensch mit Übergewicht, der mit dem Joggen beginnt, um abzunehmen. Dabei prüft er zwar, wie oft, wie lang und wie schnell er läuft, aber nicht, wie viel er abnimmt. Mit BizOps stünde das Ziel Abnehmen im Fokus und nicht die gelaufenen Kilometer“, erklärt Frank Jahn, Vertriebschef des Münchener IT-Beratungs- und Systemhauses Amasol das Prinzip mit einer Analogie. Die IT hat bisher also das Laufen optimiert und nicht die möglichst schnelle und nachhaltige Gewichtsabnahme. „Da wird die Frage gar nicht mehr gestellt, ob Laufen der beste Weg ist, um abzunehmen. Bei BizOps steht diese Frage aber am Anfang und dann kommen viel mehr Antworten in Frage – von weniger Nahrungsaufnahme, über Trampolinspringen bis zum Schwimmen“, erklärt Jahn weiter.

Das BizOps-Manifesto spiegelt den Kulturwandel

Dieser kulturelle Wandel spiegelt sich auch im BizOps-Manifesto wider, das namentlich angelehnt an das Agile Manifesto von 2001, im Oktober 2020 veröffentlicht worden ist. Das von Vordenkern und Industriegrößen wie Tom Davenport, Lauren Knudsen, Sergio Luco (Broadcom), Marc Standeaven (Capgemini), Evan Leyborn (Business Agility Institute) und einigen anderen geschriebene Manifesto basiert auf folgenden Maximen:

  • Business Outcomes sind wichtiger als individuelle Projekte und Proxy-Metriken (indirekte Messwerte)
  • Vertrauen und Zusammenarbeit sind wichtiger als Individualität und Hierarchie
  • Data-driven Decisions sind besser als Meinungen, Urteile und Überredung
  • Lernen und Variieren sind besser als einem festen Plan zu folgen

Neben diesen grundlegenden Werten entwickelten die Autoren 14 Prinzipien. Hier die 7 wichtigsten:

  • Unsere höchste Priorität ist es, Kunden zu begeistern und Investoren und Stakeholder durch kontinuierliche Entdeckung und Bereitstellung von wertorientierten Lösungen zufriedenzustellen.
  • Software- und Produktinvestitionen sollten an realen Geschäftsergebnissen ausgerichtet und daran gemessen werden.
  • Anforderungen sollten sich ändern, wenn sich Markt-, Kunden- und Geschäftsanforderungen ändern. Änderungen sind dann noch willkommen, wenn die Software bereits in Produktion ist, was die Entdeckung von Kundenproblemen und Lösungen durch Experimente und das Testen von Ideen ermöglicht. 
  • Geschäftliche und technische Teams müssen mehr als nur zusammenarbeiten; sie müssen eine gemeinsame Vision und gemeinsame Ziele haben, um den Wertfluss zu maximieren.
  • Heutige Organisationen generieren mehr Daten, als Menschen verarbeiten können, daher müssen informierte Entscheidungen durch fortschrittliche Analysen und KI/ML ergänzt werden.
  • Unternehmen brauchen Einblicke in Metriken und Erkenntnisse auf der Basis von Echtzeitdaten, damit sie ihr Verhalten entsprechend abstimmen und anpassen können. 
  • Führungskräfte müssen Scheitern als Mittel zum Lernen begreifen und wiederständsfähiger werden. Innovative Organisationen streben danach, zu lernen und neugierig auf zukünftige Möglichkeiten zu sein. Sie haben keine "Das machen wir hier nicht"-Mentalität. 

Noch ist das BizOps-Manifesto eine Art Appell einiger Industriegrößen, die Art der Zusammenarbeit zwischen IT und Business zu verändern sowie die geschäftliche und technische Seite eines Unternehmens nicht mehr getrennt voneinander zu betrachten, sondern als Kräfte, die kombiniert, Ziele schneller erreichbar machen. Und natürlich hoffen die Autoren, dass das BizOps-Manifesto das Verhältnis von IT und Business so radikal verändert, wie es das Agile-Manifesto damals getan hat.

Immer mehr Unternehmen gehen BizOps praktisch an

Doch über Theorie und Appelle hinaus gehen immer mehr Unternehmen das BizOps-Thema auch ganz praktisch an. Eine von amasol beauftrage Befragung von 95 Unternehmen zeigt ganz deutlich, dass Unternehmen das Thema für sich entdecken.

Frage: Wie bewerten Sie den aktuellen BizOps-Status in Ihrem Unternehmen? (n=95)

29 Prozent der befragten Unternehmen haben bereits BizOps im Unternehmen eingeführt, bzw. sind gerade dabei. Weitere 36 Prozent erachten BizOps als interessante Methode und/oder gehen davon aus, dass BizOps ein nächster Schritt sein könnte. Bei 22 Prozent der Umfrageteilnehmenden spielt BizOps aktuell keine Rolle. Bei fünf Prozent spielen selbst agile Arbeitsweisen keine Rolle. Nun, dieser kleine Anteil an Unternehmen ist wohl auch auf längere Sicht nicht für BizOps zu begeistern. Doch das deutlich über 50 Prozent der Befragten das Thema so interessant finden, dass sich bereits praktisch damit beschäftigen oder sich vorstellen können, sich damit auseinanderzusetzen, spricht für das große Potenzial von BizOps. Das gilt umso mehr, weil Unternehmen, die sich zurzeit nicht für das Thema begeistern können, zu geringes Wissen über das Konzept als Grund dafür angeben. Das lässt sich relativ einfach ändern.